Gestern haben wir, dank unserer Wohltäter auf der Braunschweiger Hütte, einen Großeinkauf getätigt. Festlich haben wir zu Abend gegessen und festlich ist unser Frühstück.
Wir sind satt, ausgeschlafen und die Sonne scheint. Wir genießen es, einfach auf der Waldlichtung zu sitzen und die nach Blumen duftende Luft zu atmen.
Entsprechend spät brechen wir auf. Wir wandern an einer unschönen Asphaltstraße entlang durchs Tal. Der eigentliche und bedeutend schönere Weg führt am Berghang entlang. Die 1000 Höhenmeter rauf und 1000 Höhenmeter wieder runter schenken wir uns jedoch.
So kommen wir trotz des späten Aufbruches früh in Vent an.
Wir gehen noch eine halbe Stunde weiter, womit nun schon die Etappe beginnt, die eigentlich für den nächsten Tag geplant war.
An einem touristisch aufgemachten Kunst-Wanderweg begegnet mir ein Schild mit folgendem, schönen Spruch: „Im Wanderer steckt einer, der seine Entwicklung nicht beendet.“ (Joseph Beuys).
Das Zitat gefällt mir, denn für mich ist der Weg das Ziel - beim Wandern, wie im Leben. Was könnte im Leben schon das Ziel sein? Ein Ziel steht am Ende, am Ende des Lebens steht der Tod. Der kommt früh genug und auch ohne unser Zutun. Also werde ich den Weg dahin, das Leben genießen. Und das tue ich beim Reisen in vollen Zügen.
Wir schlagen unser Lager auf. Ich schreibe über die Erlebnisse der letzten Tage und Wibke beginnt zu schnitzen. Was sie schnitzt, weiß sie selbst noch nicht so recht, aber das Ergebnis sieht aus wie ein Holzpflock.
Sehr praktisch, denn es ist schwer hier auf der Wiese große Steine zu finden, unter denen nichts wohnt.
Unter praktisch jedem Stein liegen hunderte Ameisenlarven, die großes Glück haben, dass uns eine delikate Steinpilzsuppe erwartet.
Um die kleinen Nützlinge nicht zu stören, befestige ich das Ende der Abspannleine an diesem Pflock. Er hält bombenfest, besser als die labilen Kunststoffheringe, die uns bei der vorletzten Übernachtung im Zelt abgebrochen sind.
Die Steine, die ich finden kann, schichte ich zu einer Lagerfeuerbegrenzung auf. Das Feuer brennt viel besser, als das letzte, da das Holz hier knochentrocken ist.
In den lodernden Flammen bereiten wir uns eine Steinpilz-Suppe aus der Tüte zu. Sie schmeckt köstlich.
Als das Feuer heruntergebrannt ist, fällt uns auf, wie kalt es geworden ist, nachdem die Sonne hinter den Bergspitzen verschwunden ist. Die kühle Luft der Gletscher um uns herum, füllt das Tal.
Bevor wir schlafen gehen sitzen wir noch lange an der Glut und wärmen uns, bis auch sie endgültig erloschen ist.
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